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Ein Urviech von Baum: Die Zirbe

Die Zirbe ist die Königin der Baumgrenze, hütet diese oftmals ganz allein. Ein geschlossener Zirbenwald wie der von Obergurgl ist daher eine Rarität: Seit 1963 Naturdenkmal im UNESCO-Biosphärenpark „Gurgler Kamm“. In diesem Sommer wurden die bunten Holztafeln der bisherigen 12 Lehrpfad-Stationen im Zirbenwald durch 15 neue Installationen ersetzt. Grund genug für eine Audienz bei der Majestät unter den Nadelbäumen.

Ein unbeugsamer Charakter

Zirben sind fraglos die Sympathieträger des Bergwalds. In exponierter Lage trotzen sie Sturm und Unwetter. Bizarr verwurzelt, harren sie aus, selbst wenn der Blitz in sie eingeschlagen hat. Nur so konnte nach einem verheerenden Waldbrand 1880 der Obergurgler Zirbenwald überhaupt überleben – seine ältesten Bäume sind fast 400 Jahre alt.

Bei Wanderungen halte ich inne und bilde mir ein, dass jede Zirbe (auch Arve genannt) ihre eigene Geschichte erzählen kann. Als junger Baum sucht sie durch eine Pfahlwurzel Nahrung. Mit zunehmender Größe stützt sie sich durch Seitenwurzeln im Fels ab. Schließlich krallt sich „pinus cembra“ mit oberschenkeldicken Fangarmen wie eine Krake ins humusarme Blockgelände und widersteht an ausgesetzten Stellen sogar schwersten Sturmböen.

Zirbe

Meist siedelt sie allein, oder in kleiner Gesellschaft mit Lärchen. Geschlossene Bergwälder der Zirbe lassen sich im Alpenraum an einer Hand abzählen. Daher ist der Bestand von Obergurgl auch so einzigartig, so wertvoll.

Waldwohnheim in schönster Lage

Zirben Alm

Etwa 20 Hektar umfasst die Fläche des Zirbenwalds, der sich südlich des Dorfs von 1.950 m bis auf 2.100 m zu den Nordhängen des Schönwieskopfes erstreckt. Prominentester und wichtigster Waldbewohner ist der Tannenhäher (tirolerisch: „Gratschn“). Der braungesprenkelte Bergvogel frisst gerne Zirbensamen. Für den Bergwinter legt er viele Vorratslager an. Das eine oder andere Depot vergisst oder verliert er schon einmal. Die übrig gebliebenen Zirbensamen dienen so dem Nachwuchs des Waldes. Zu dessen Wohl pflegen auch hunderttausende Kerbameisen als Dauermieter hier ihr Staatswesen. Ihre Ameisenhaufen sind streng geschützte Quartiere.

Murmeltiere im Visier

In den neuen Erlebnispfad steigst Du jetzt auf halber Höhe des Zirbenwalds ein, nämlich nach ein paar Schritten bequem von der Mittelstation – ÖtztalCard nicht vergessen! – der Hohe-Mut-Bahn kommend. Das legt ganz nebenbei einen verlockenden Abstecher auf die Hohe Mut Alm nah, mit grandioser Aussicht und ambitionierter Küche ist sie ein echter „Hotspot“ im Ötztal.

Aber erst einmal solltest du eintauchen ins neue Zirbenwald-Erlebnis. Statt Holztafeln gibt es jetzt beispielsweise ein fest installiertes Fernrohr, das man auf „Bären, Katzen und Affen“ richten kann – so heißen in der Jägersprache männliche, weibliche und junge Murmeltiere. Bei meinem ersten Besuch sind mir die possierlichen Zirbenwaldbewohner schlichtweg entgangen. Aber nun kann ich sie mir ganz nah heranzoomen.

Murmeltier

Neue Eindrücke für alle Sinne

Ruhezone mit Liegebank

Den neuen Zirbenwaldparcours säumen Ruhezonen mit Liegebänken, spielerische Anregungen für Kinder und interaktive Installationen für sinnliche Erfahrungen im Zirbenwald. Der Weg wurde verbreitert und verbessert, die Wegführung themenorientiert geändert. Inzwischen gibt es statt 12 15 Stationen mit neuen ansprechenden Infotafeln. Über Zirbenholz, -harz, -samen oder -zapfen kannst du jede Menge lernen. Nehmen wir das Zirbenholz als Beispiel. Tischler lieben die lebendige Maserung und die Härte von Zirbenholz. Es ist ein idealer Handwerkstoff für Bettgestelle oder Vertäfelungen.

Almrausch, mal ganz anders

Und erst der Duft! In keinem anderen Nadelbaum ist das wohlriechende Pinosylvin so konzentriert enthalten. Zirbenduft vertreibt Fliegen, wirkt antibakteriell, pilzhemmend und senkt nachweislich die Herzfrequenz. Entsprechend kreativ reagiert die Kosmetikbranche, vom Badezusatz bis zum Duftöl fürs Stövchen.

Zirbensamen, oft fälschlicherweise als Nüsse bezeichnet, werden zum Backen verwendet. Die jungen, noch grünen Zapfen setzt man mit Schnaps an. Doch komm’ bloß nicht auf die Idee, dafür selbst auf Zirben herumzukraxeln. Das „Zepfnbrocken“ ist streng reglementiert. Jeder gute „Zirm“ schmeckt anders und wird nach einem anderen Rezept hergestellt. Ein Stamperl ist gut nach einem üppigen Mahl und auch sonst wohltuend.

Wer aber nach der Methode verfährt „viel hilft viel“, der verleiht dem Begriff Almrausch eine weitere Bedeutung. Die Regeneration befördert mit Sicherheit eine Extrarunde durch den Obergurgler Zirbenwald.

Info

Anfahrt: Mit dem Auto bis Obergurgl Parkplatz Schalfkogelweg, oder mit dem Bus der Linie 4194, 8405 oder 8352 bis Obergurgl Zentrum. Dann auf dem Ramolweg bis zur Talstation der Hohe Mut Bahn. Die kurze Wegvariante startet an der Mittelstation auf 2.065 m.

Länge: 4,4 km; Höhenunterschied: 150 m; Dauer: 2 h; Einkehrmöglichkeit auf der Zirben Alm. Der familienfreundliche Zirbenweg ist begehbar bis zum Wintereinbruch.

Lutz Bormann

Gastautor Lutz Bormann (1956 - 2021)

Unser Autor war ein engagierter Alpin-Journalist, Redakteur, Reporter, Gestalter und Herausgeber von Fachzeitschriften. Er hatte bis zu seinem Tod nach schwerer Krankheit eine eigene Agentur für Reise-, Berg- und Fotojournalismus. Für das Ötztal Magazin hat der begeisterte Bergsportler viele Jahre lang über alpine Naturthemen geschrieben.